Geschichte
Von Kaurimuscheln, stetem Wandel und Unabhängigkeit
Der Legende nach kamen vor langer Zeit ein Prinz und seine Gemahlin aus dem heutigen Sri Lanka auf ihrer Reise ins Raa Atoll. Von den Bewohnern des Atolls wurden sie eingeladen, als Herrscher des Atolls zu bleiben. Später ließ sich König Koimala mit Erlaubnis des Giraavaru Volkes, welches zum ursprünglichen Stamm des Kaafu Atolls gehört, mit seiner Frau in Male nieder.
Heutzutage kann man die Anhänger des Giraavaru Stammes immernoch leicht an ihrer Kleidung und an ihren Haaren erkennen, allerdings gibt es nur noch einige hundert von ihnen. 1978 wurde der Giraavaru Stamm nach Male umgesiedelt, ihre Insel Giraavaru wurde zu einem Urlaubsresort umgebaut.
Glaubt man archäologischen Funden, so siedelten ab 1500 v. Chr. Indogermanen aus Indien und Sri Lanka auf den Malediven, die zu dieser Zeit ein bevorzugter Stopp auf den langen Handelsrouten der Seefahrer waren. Gehandelt mit Arabien, China und Indien wurden Kokosnuss, getrockneter Fisch und vorallem die wertvollen Kaurimuscheln, die in vielen Ländern rund um den Indischen Ozean sogar als Währung dienten. Funde der Kaurimuscheln in Norwegen und West Afrika zeugen von deren Wert und den weitläufigen Handelsbeziehungen der Malediven.
Konvertierung zum Islam
Mohamed Ibn Batuta, ein Reisender aus Marokko, der im 14. Jahrhundert die Malediven besuchte, zeichnete eine interessante Legende auf, die die Konvertierung der Malediven zum Islam beschreibt.
Abul Barakaath Yoosuf Al Barbary, ein islamischer Gelehrter besuchte die Malediven zu einer Zeit, als die Bewohner der Atolle in Angst vor Rannamaari, einem Seeungeheuer, lebten. Dieses Seeungeheuer drohte jeden Monat mit der Zerstörung der Inseln, falls nicht eine Jungfrau geopfert werden würde.
Die bedauernswerten jungen Mädchen, die nach dem Zufallsprinzip ausgewählt wurden, mussten in einem Tempel übernachten und wurden am nächsten morgen tot und geschändet aufgefunden. Die Tochter der Familie, bei der der Gelehrte untergekommen war, wurde als Nächste ausgewählt und so beschloss er, sie zu retten.
Als Mädchen verkleidet verbrachte er die folgende Nacht im Tempel und rezitierte dabei fotwährend aus dem Heiligen Koran. Am nächsten Morgen, als man nach dem vermeintlichen Mädchen sah, fand man ihn lebend und immernoch aus dem Koran zitierend vor. Als der König hörte, dass der Dämon mit Hilfe des Heiligen Koran besiegt worden war, nahm er den Islam freudig an und befahl seinem Gefolge ebenfalls, dem Islam zu folgen.
Maledivische Helden
Die Portugiesen hatten ein starkes Interessen an den Malediven bedingt durch den Reichtum an Kaurimuscheln und Bernstein – eine wichtige Zutat zur Herstellung von Parfum – und wurden vom vertriebenen Sultan Hassan IX um Hilfe gebeten, als dieser seinen Thron wieder zu erlangen versuchte. Drei Versuche der Portugiesen, das Land zu unterwerfen wurden von Ali Rasgefaanu und seinen Männern abgewehrt. Er selbst wurde zu Sultan Ali VI ernannt – allerdings nur für einige Monate, denn dann starb er den Märtyrertod während einer weiteren portugiesischen Attacke.
Sein Grabstein, der ihm zu Ehren an der Stelle im Meer errichtet wurde, an der er starb, befindet sich heute, nach Landgewinnungsmaßnahmen der Malediver auf dem Festland von Male. Der Märtyrertag, ein Feiertag auf den Malediven, ist ihm gewidmet. Die folgenden 15 Jahre zählen zu den dunkelsten in der Geschichte der Malediven, als die Portugiesen versuchten, die Malediver zum Christentum zu bekehren. Mohamed Thakurufaanu und seine beiden Brüder von der Insel Utheemu kämpften 8 Jahre mit einer Guerillataktik gegen die Christianisierung – einer der Brüder verlor dabei sein Leben, nachdem er gefangen genommen und enthauptet wurde.
Die Strategie der drei Brüder bestand darin, nachts auf den Inseln an Land zu gehen, die Portugiesen zu töten und vorm Morgengrauen wieder zu verschwinden.Thakurufaanu erbat die Hilfe der Malabari, tötete den Anführer der Portugiesen Andreas Andre, auf den Malediven bekannt als Andiri Andirin, und es gelang ihm, Male zurück zu erobern. Er wurde zum Sultan ernannt und regierte noch 12 Jahre, in denen er die erste Armee der Malediven formte, Münzgeld als Währung und die Beachtung religiöser Bräuche einführte. So legte er den Grundstein für eine Dynastie, die 132 Jahre andauern sollte.
Die Britische Schirmherrschaft
Am 16. Dezember 1887 unterzeichnete der Sultan der Malediven einen Vertrag mit dem Britischen Gouverneur von Ceylon, der die Malediven zu einem britischen Protektorat werden ließ. Die Britische Regierung sicherte den Malediven militärischen Schutz zu, im Gegenzug forderten die Briten ein Tribut von den Malediven, das jährlich gezahlt werden musste.
1957 richteten die Briten eine Royal Air Force Basis im strategisch günstig ganz im Süden gelegenen Addu Atoll ein. Jährlich zahlten sie 2000 Pfund an die maledivische Regierung und stellten hunderte Malediver als Arbeitskräfte ein. 19 Jahre später entschied man sich, die Basis aufzugeben, da die Unterhaltungskosten zu hoch waren.
Unabhängigkeit
Die Malediven erlangten am 26. July 1965 ihre Unabhängigkeit. Drei Jahre später wurde die Republik ausgerufen und Premierminister Ibrahim Nasir zum Präsidenten ernannt. 1978 wurde Maumoon Abdul Gyoom zum Präsidenten der Malediven gewählt und seit dem 5 mal in Folge im Amt bestätigt. Ein Putschversuch im Jahre 1988 der Singalesen wurde erfolgreich abgewehrt. So klein die Malediven auch sind, sie blieben erfolgreich unabhängig und konnten äußeren Einflüssen und Bedrohungen standhalten. Heute sind die Malediven international anerkannt, Mitglied der UN, WHO, SAARC, Commonwealth und anderen. Die Malediven setzten sich heute besonders für die Sicherheit kleiner Nationen und den Schutz der Umwelt ein.